Vorgeschichte / Teaser
Schwach enthüllte das Kerzenlicht die Buchstaben in dem alten Folianten. Leicht fiel es dem Mann die seltsamen Zeichen auf den Pergamenten zu deuten. Rissige Lippen formten die alten Worte und die Magie gewann Gestalt. Die Hände des Mannes begannen zu zittern, die Finger verkrampften sich um die Seiten und rissen das Papier aus dem Buch. Mit einem Schrei der Wut schleuderte er den Schrift an die Wand. Tränen liefen seine Wangen entlang, als er auf die Knie sank. So viel Wissen, so viel Macht - doch kein Weg hinaus. Durch den Schleier seiner trüben Augen betrachtete er eine große Sanduhr auf dem Regal der Bibliothek. Eine Sanduhr deren Körner erstarrt waren - eine Uhr, deren Aufgabe es nicht war ihm das Verrinnen der Zeit zu zeigen. Nein, sie sollte ihm zeigen, dass seine Zeit nicht mehr verging, dass seine Zeit nicht mehr lief. Und bei dem Gedanken begann das Feuer seines Hasses erneut zu brennen. Die Tränen trockneten und seine Augen glühten in unbändiger Wut. Sein ganzer Körper bebte als er seinen Hass hinaus schrie - und eine arme Ratte in einer Ecke der Bibliothek fiel vom Regal. Ihr Herz war in den Wellen dieser Wut erstarrt. Blutige Blasen platzen mit einem satten Schmatzen an ihrem Maul.
„Gnade“, die Frau reckte ihre Hände dem Ritter entgegen. Hinter ihr loderte der Brand ihres Hauses. Ihr Mann lag erschlagen im Hof. Kalt blickten die grünen Augen des Gepanzerten auf das tränennasse Gesicht, das vor ihm kniete. Ihre blauen Augen fanden den Blick des Kämpfers und dessen Gedanken lösten sich aus dem Jetzt. Blaue Augen - er erinnerte sich. Dieser Blick war ihm bekannt. Er spürte eine Wärme in seinem Herzen aufsteigen, eine Liebe? Liebe? Nein! schnell fuhr sein Schwert herunter und spaltete den Schädel der Frau. Vernichtet sank der sterbende Körper in den kalten Schlamm des aufgeweichten Bodens. Als er sich abwandte, blickten ihm die gebrochenen Augen nach. Und während der schwer gerüstete Körper durch die brennenden Überreste des Weilers schritt, zeigten sich immer wieder Bilder in seinem Geist, Bilder, die es nicht geben konnte, sollte, durfte.
An wen erinnerten ihn diese Augen, was war mit diesem Blick. Wieso fühlte er Schmerz, wenn er versuchte sich zu erinnern. Wieso bereiteten diese Menschen ihm Schmerz. Er hasste diesen Schmerz, er hasste diese Menschen. Die Röte der Wut überflutete seinen Geist und kaum merkte er wie er die Gefangenen erschlug. Kaum...
Erschöpft von dem Tanz lag sie auf dem Rücken. Der Tanz in den Laken. Ja, sie hatte schon viele Liebhaber gehabt, aber dieser war wahrlich ein Meister. Selten gab es einen Mann, der sie so hoch hatte fliegen lassen. Und noch nie war sie dann so sanft in den starken Armen ihres Bettgefährten gelandet. Und so ahnte sie nichts Böses, als sie einen kleine Stich an ihrem Arm verspürte. Als er sich über sie beugte, begannen seine Gesichtszüge zu zerfließen. „Sei mir nicht böse, meine Liebe. Aber ich habe dir bereits gesagt, ein Geschäft ist ein Geschäft. Dein Tod bringt meinen Reichtum. Nun schlafe - auf ewig.“ Was meinte er, sie konnte ihre Gedanken nicht fassen, und fiel in eine tiefe, bodenlose Schwärze. Dann stand sie in einem Raum. Vor ihr ein junges Mädchen, ein Kind? Doch der düstere Raum wirkte nicht wie von dieser Welt. Als sich ihre Blicke trafen, fühlte Sie eine Stimme in ihrem Kopf. „Schön, dass du das bist, ich hoffe dein Tod war nicht zu schmerzhaft!“ Verwirrt blickte sie sich um. Wer sprach mit ihr, wo war sie? „Du hast einen schönen Körper, ich glaube ich will dich!“ Was? Dieses Kind wollte sie - erschrocken trat sie zurück, doch keine Tür ermöglichte ihr den Weg aus dem Raum, als die vor ihr sitzende sich erhob. Die tiefblauen Augen stachen in ihren Kopf. Langsam ging das Mädchen in ihrem schwarzen Kleid auf sie zu. Kalt fühlte sie die Hand der Fremden auf ihrer Wange. Dann brach die unheimliche Gestalt vor ihr zusammen. Eine kalte Macht griff nach ihrem Geist und während sie fühlte wie ihre Seele in eine Finsternis ohne Ende stürzte, machte sich eine fremde Macht in ihrem Körper breit. Ein schwarzer Sturm fegte alles was sie war hinweg. Schön war sie immer noch, menschlich wirkte sie auch. Doch wer in diesem Moment in ihre braunen Augen sah, konnte feststellen, wie eine seelenlose Schwärze diese Fenster zu ihrer Seele versiegelte. Der neue Körper nahm Platz hinter der Waage und den Kelchen mit den vielen Steinen. Ja, der neue Körper, jetzt würde auch einiges anderes neu werden. „Sica - zu mir!“ kalt klang ihre Stimme durch die dunklen Hallen. „Ich habe einen Auftrag dich!“.