Vorgeschichte / Teaser
„Simon Raufels!“, laut hallte Thrugols Stimme durch die kalten Felsengänge des Palastes. Simon erschauderte. Er war als Wächter der Innersten Gemächer zwar häufig in der Nähe des Meisters, aber das minderte nicht die Gänsehaut, die er in dessen Gegenwart bekam. Und von Furcht getrieben eilte er der Stimme entgegen, um ihn nur nicht warten zu lassen. Er fand Thurgol in der Schatzkammer. Als sich der Magier umdrehte konnte Simon erkennen, dass er vor einer leeren Kiste stand. „Simon, du bist der Oberste Wächter dieser Räume“, leise zischte Thurgols Stimme. Simon hörte sein Herz hämmern. Vor einer Stunde noch hatte er hier kontrolliert und alles war in Ordnung gewesen. „Wie kommt es dann“, Thurgols Stimme schwoll zu einem Dröhnen an, dass jeden Gedanken aus seinem Kopf vertrieb, „dass meine Maskensammlung nicht mehr da ist?“. Simon ging in die Knie. Als Thurgol seine Hand hob, fühlte Simon den Druck an seiner Kehle. Immer enger schnürte die Macht des Zauberers seinen Hals zu. Langsam fühlte er das Leben aus seinem Körper sickern. Als Thurgol die Schatzkammer verließ, stand ein ruhiger, etwas blasser Simon bewegungslos neben der leeren Truhe.
Liebe, oh welch wonniges Gefühl. Und doch gehst du einher mit Verzweiflung und Hass. Hoffnung, du trügerischer Schein, dämpfst du doch die Wut und den Zorn. Sie haben dich mir genommen. Dafür haben sie gebüßt. Doch ich kann dich nicht erreichen. Die Mauern, die sie zog sind stärker als mein Wille, die Fallen heimtückischer als der Dolch eines Meuchlers. Und so liege ich in der Finsternis, gefüllt mit Trauer, bedeckt mit Hoffnung. Meine geschlossenen Augen starren in die ewige Nacht. Wenn ich doch nur meine Kraft wieder hätte.
„Ruhe, verdammt nochmal!“, laut schrie sie in den Raum und versuchte ihre Stimme über das Gekeife der anderen Frauen zu erheben. Doch es war hoffnungslos. Immerhin bewarfen sie sich heute weder mit Flüchen noch mit irgendwas Handfesterem. Doch auch dieses ständige Anschreien war auch nicht viel besser. Wer hatte sich nur einfallen lassen den Kreis der Kröte und den Kreis der Katze als zahlenmäßig stärkste Gruppe in die neue Hexengilde aufzunehmen? In all den Jahren ging das nebeneinander der beiden doch ganz gut- immerhin trafen sie sich kaum. Aber jetzt versuchten sie auch noch eine Gildensprecherin zu wählen. Natürlich wollte keine zurückstecken. Sie hielt sich die Ohren zu und stürmte aus dem Zimmer. „Struktur, wir brauchen irgendeine Struktur. Oh je, hatte sie das wirklich gedacht?“ Nie würden die Hexen jemanden über sich dulden.
So, es war geschafft. Dranus hatte ein Stückchen unbenutztes Land mit ein paar Bauruinen erworben und durfte hier einen kleinen Tempel errichten. Die ganze Woche hatte er damit zugebracht die Gebäude auszubessern. Dann hatte er die ganze Woche gebraucht, um den Tempel bezugsfertig zu machen. Und nochmal brauchte er die ganze Woche zum Saubermachen und einrichten. Aber jetzt war er fertig. Er würde sich jetzt nochmal die Woche Zeit nehmen, um die Einladungen zu verschicken und dann wieder abwarten, wer von seine Gästen anreisen würde. Er verkniff es sich, nachzusehen wer kommen würde. Diesmal wollte er sich überraschen lassen.
Und so kommt es, dass Ihr nun diesen Brief in Händen haltet:
„Lieber Freund, Weggefährte oder Bekannter
(solltest du weiblich sein, nimm bitte die weibliche Form),
es ist mir eine Ehre dich zu einer kleinen Festlichkeit einzuladen, die ich angesichts der Einweihung eines bescheidenen Tempels zu Ehren von Theron y Ha Mar zu geben gedenke. Deine Anwesenheit wird, zusammen mit der der anderen geladenen Gäste, den Tempel erstrahlen lassen, so wie die Sterne den Himmel der Nacht erleuchten. (Nein, ich will euch nicht als Fackeln zur Beleuchtung verwenden, das war eher metaphorisch gemeint). Im dritten Monat des kommenden Jahres (Moment, ich zähl mal nach) 9. Äon des Hildmar im zweiten Viertel des Zedrak in der zweiten Quinte der vierten Sexte (ach, das kennt ihr nicht, dann streicht es eben), auch gesprochen 8. März im Jahre 1214 der allerländichen Zeitrechnung wenn der Schnee die Felder bedeckt und das Leben ruhiger wird, dann seid willkommen zu einem Fest zu einem Ball der Masken. (Ja, bringt bitte eine eigene Maske mit, so viele habe ich auch nicht). Es wäre wunderbar, wenn eure Anreise entsprechend eher statt finden könnte, das erleichtert mir sowohl Planung als auch Betreuung. Ab dem 6. Tag sind eure Räume gerichtet.
Mit den edelsten und freundlichsten Grüßen verbleibe ich als
euer Dranus“