Die Luft in der alten Kneipe roch nach Rauch, Alkohol und dem Schwein, das schon seit Stunden über dem Feuer drehte. Simon, der Wirt, freute sich auf einen einkommensreichen Abend. Gestern hatte die Garde ihren Sold bekommen und der Markt heute war auch hervorragend gelaufen. Es war genug Geld im Umlauf. Da sollte er sich auch eine saftige Scheibe von dem Braten abschneiden können. In seinen Augen verwandelte sich die drehende Sau bereits in einen Haufen Brösel… So hing hier am frühen Abend jeder seinen Gedanken nach. Es war ja auch kaum jemand da. Zwei seiner Stammkunden tranken ihr - er rechnete nach - 10. Bier und der alte Elf in der Ecke hatte auch nichts elfenhaftes mehr an sich und war bei der 3. Flasche Wein angekommen.
„Du Karl, schau mal. Der versoffene Elf da hinten. Wollen wir uns einen Spaß mit ihm machen?“ Karl blickte von einem Krug auf. „Du meinst den, der immer von den Dämonenkriegen und der Gründung von Steinsberg erzählt?“ „Siehst du einen anderen“ mit einer weit ausholenden Geste zeigte Raimund auf die leeren Tische. Einer so weit ausholenden Geste, dass er vom Stuhl gefallen wäre, hätte Karl ihn nicht festgehalten. Gemeinsam wankten sie zu der Ecke, in der der Elf saß.
„Hey Spitzohr, hast du wieder ne Geschichte für uns“. Karl setzte sich mit Schwung so dicht an den Elf, dass er diesen ein Stück weit von der Bank schob. „Komm schon, leg los!“ Raimund schmiss sich von der anderen Seite an den Unglücklichen ran und dabei schwappte das Bier aus seinem Krug auf die Tunika des Elfen. Laut rülpste Karl diesem ins Ohr. „Noschne Gschischdä vom Kriech gen dä Dämonnen!“ Langsam zeigte der Alkohol Wirkung. Auch seine Aussprache wurde feuchter als er dem Elfen den Arm um die Schulter legte.
Angewidert wand sich der Elf aus dem Griff des Betrunkenen. „Godwin hätte damals wohl seine Freude an euch gehabt. Nur hätte ihr unter seiner Führung nicht lange gelebt.!“ „Du und dein Godwin. Ihr wart wohl Freunde!“ Raimund war wohl noch etwas klarer als Karl. „So richtig enge Freunde!“ ein schmutziges Grinsen stahl sich in sein Gesicht. „Seid froh, dass ihr ihn nicht kennen gelernt habt. Er war ein toller Stratege, als Feldherr unvergleichlich - und ein absolutes Arschloch!“. Mit einer schnellen Geste hatte der Elf den Kopf von Karl gepackt und knallte den Besoffenen so hart auf den Tisch, dass bei dem armen Menschen die Lichter ausgingen. Bevor Raimund auch nur nachdenken konnte, was geschah, landete die Rechte des Elfen an seinem Hals und auch er verdrehte die Augen und sackte zusammen. „Naja, Godwin hätte wohl doch keine Freude an euch gehabt. Euch mit einem Veteranen der Dämonenkriege anzulegen - noch dazu besoffen. Einfach verrückt diese Menschen...“, schwankend erhob sich der Elf, stieg über die Bewusstlosen hinweg und steuerte auf den Ausgang zu. „Meine beiden Freunde bezahlen meine Rechnung!“ rief der dem Wirt noch zu, dann ging er, leicht Schlangenlinien laufend, auf die Tür zu und verschwand.

„Herr, die Magier haben hier eine unverschämt teure Materialanforderung. Ich gehe davon aus, ich soll ihnen angemessen antworten?!“ Der Kellermeister nahm die Liste an sich und ging Position für Position im Kopf durch. Er stutzte einen Moment und sah seinen Berater finster an. „Ulrik, mein Freund. Wo ist das Schreiben zu der Liste?“ Dieser wühlte einen Augenblick in einer Schublade und übergab seinem Herrn den Brief. Dieser nahm sich Zeit um den Brief genau zu lesen. „Ich vermute du wolltest mir die Begründungen der gelehrten Herren vorenthalten, weil du mein Geld sparen wolltest. Die Magier werden bekommen was sie brauchen. Ich werde die Zahlungen anweisen und die spezielleren Komponenten bei Turgol anfordern. Aber dies soll nicht mehr dein Problem sein. Nie wieder.“ Ulriks Augen starrten entsetzt auf die blutige Klinge in den Händen seines Herrn, bevor er röchelnd zusammenbrach. „Rolf, Gernot, bringt bitte den Müll raus.“ Mit einem großen Schritt stieg er über die Leiche. Seine Leibwächter würden sich um die Entsorgung kümmern. Die Magier machten endlich Fortschritte. Die lange Zeit des Forschens würde bald Früchte bringen.

Die Anstrengung der letzten Monate stand ihnen allen ins Gesicht geschrieben. Seit Wochen kämpften sie Schlacht um Schlacht und die Dämonen wichen nicht zurück. Hier im Lager tagten die Feldherren schon seit Stunden. „Wir arbeiten uns durch die Skavengänge in ihren Rücken, schleichen uns durch den Wald hier an und stoßen dann zu ihrer Standarte vor, entweihen das Ding und dann bleiben die Toten auch endlich liegen.“ Milan deutete auf die Karte. „Meine Zwerge werden das übernehmen. Da kommen wir sicher durch die Gänge und der Magie der Dämonen leisten wir auch mehr Widerstand als die anderen!“ Borgrim sprach mit nachdrücklicher Stimme. „Und im Wald verwandelt ihr euch in Elfen damit euch die feindlichen Spähtrupps nicht sehen.“ Entgegnete Iriell, die hier ihr Volk vertrat. „Keine Frage, gebt mir ein paar Menschen, die Berserker und meine Waldläufer und wir lösen das schnell. Unter der Erde sind wir besser als die Elfen und draußen schneller als die Stoppelbeine“ Godwin blickte auf Borgrim herab. Letztlich musste sie einsehen, dass es so wohl das Beste war. Zufrieden peifend verließ Godwin das Zelt um zu seinen Leuten zu gehen. Irgendwann würden diese Möchtegernstrategen schon einsehen, dass er der fähigste Feldherr war und ihm die Oberleitung anvertrauen. Dann würden diese zeitraubenden Diskussionen der Vergangenheit angehören und er würde das Dämonenpack aus den hiesigen Wäldern prügeln.
Iriell blickte ihm nach. „Ihr wisst, was er denkt?“ „Das ist nicht schwer zu erraten. Und mit einem hat er recht. Wir brauchen einen alleinigen Anführer - spätestens wenn das alles vorbei ist!“ entgegnete Milan und blickte Borgrim fest in die Augen. „Hmmp“ brummte Tump der Steintroll bestätigend. „Und dass darf niemand wie Godwin sein. Seine Selbstverliebtheit und Intoleranz ist nicht die Zukunft dessen, dessen Grundstein sie hier legen!“ doch diese Wort verließen Iriells Mund nicht, doch hallten sie laut in ihren Gedanken und denen ihrer Art.

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