Vorgeschichte / Teaser
Garbet stapfte durch den dichten Schneesturm auf seine Hütte zu. Das würde wieder Ärger mit Hildruth geben. Aber die Jungs in der Kneipe haben so gute Geschichten erzählt und der Wein war hervorragend gewesen. So stolperte er, angetrunken wie er war, über seine eigenen Füße. Fluchend rappelte er sich wieder auf, klopfte den Schnee von den Kleidern und hielt weiter auf das Licht seiner Hütte zu, das er schwach durch den Schnee erkennen konnte. Dieser Tjulf war ein toller Kerl gewesen, hatte eine Runde nach der anderen geschmissen, und von seinen Erlebnissen im Krieg gegen die Thaskarar erzählt. Das wäre auch was für ihn gewesen. Einmal ein Schwert führen und allen zeigen, dass er nicht der Pantoffelheld war, für den sie ihn hielten.
In Erwartung der Tracht Prügel, die seine Hildruth ihm verabreichen würde näherte er sich der Tür seiner Hütte und drückte sie auf.
Doch der erwartete Schlag blieb aus. Irgendwie fühlte er sich seltsam. Als er die Augen öffnete, erschrak er. Vor ihm lag eine Rüstung und ein Schwert. Und es war nicht seine Hütte, in der er stand. Nein, viel eher handelte es sich um eine große Höhle. An ihrem einen Ende stand etwas, wie ein Thron. Mehr konnte er nicht erkennen. „Es freut mich, dass deine und meine Wünsche die gleichen sind“ ertönte eine helle Frauenstimme. Verwirrte blickte sich Garbet um. Als er schwere Schritte aus der Richtung des Throns vernahm, blickte er angestrengt durch die nebelige Luft. Langsam schälten sich die Konturen von Menschen aus der Dunkelheit: thaskarische Legionäre. Er blickte auf die Waffen die vor ihm lagen, und ihm wurde klar, was die Frau meinte. Seine Knie wurden weich, und als er sein Bewusstsein verlor, begleitete ihn das gehässig, amüsierte Lachen in eine Finsternis, aus der er nicht mehr erwachen sollte...
Sie wandte sich von der zerstückelten Leiche ab und warf in einem eleganten Schwung ihre langen schwarzen Haare über ihre Schulter. Dann traf ihr Blick den kleinen Kobold, der schon seit über einer Stunde hinter ihr her kroch, um sie zu sprechen. „Was willst du?“ „Oh Herrin Larynia, wir haben das Artefakt gefunden!“ „Gib es her!“ „Ich habe es nicht, da gibt es ein Problem, der Mensch, der es besitzt, gibt es nicht her. Er ist total vergreist und denkt nicht mehr klar, oh Herrin!“. Ihre dunklen Augen wurden schwarz wie die Nacht, als sie dem Kobold in die Augen sah. Dieser begann zu schreien, und aus seinem weit geöffneten Mund stiegen dunkle Schwaden auf. Nach wenigen Minuten lag nur noch der ausgetrocknete Körper zu ihren Füßen. „Auf, meine Getreuen. Bringt mir das Artefakt und vernichtet diesen Menschen, der sich mir in den Weg stellt!“
Aus dem hinteren Bereich der Höhle, in der Larynia stand, erschien ein weiteres Wesen. Als diese Frau zu sprechen begann, verstummten alle Kobole, und hielten inne mit ihrem Tun „Schwester, ich liebe dich. Komm und lass uns zusammen spielen...“
Der alte Mann saß vor einer hölzernen Kiste. So lange hatte er das Artefakt jetzt verwahrt. Damals, als er und die seinen den Dämon besiegten und es ihm entrissen hatte er sein Leben als Ritter abgeschlossen. Er wurde zum Wächter. Und diese Wache dauerte schon über hundert Jahre. Er lebte länger als ein Mensch es sich vorstellen konnte. Und bisher versah er seine Aufgabe gut. Keiner war aufmerksam geworden, niemand hatte versucht es ihm zu rauben. Doch seit gestern war er unruhig. Diese Kobolde waren plötzlich erschienen. Er wusste nicht woher sie kamen- aber sie wussten, was er bewachte. Die Zeit der Ruhe war vorbei. Die Zeit des Weiterziehens war gekommen. Er betrachtete sein Bündel, hob es auf um zu gehen. Da klopfte es an seine Tür...